Ein Sommerabend im Reich der Trinker, eine Verbesserung war angesetzt, es sollte schöner werden, Frauen sollten kommen, eine Katze war schon da. „Na Muschi”, beugt sich einer über die Sessellehne und versucht Nähe zu dem Tier aufzubauen des Freundes wegen, und der Frauen wegen, später. Der Versuch scheitert, muss scheitern. „Du hast halt keine Ahnung”, sagt dann auch der Besitzer der Katze und der Wohnung. Schweigen. Man muss eine Verbindung herstellen, das ist allen klar, bevor die Zeit endgültig überschritten ist und sich wieder einer aufhängt. Auch im Baumarkt muss eine Entscheidung gefällt werden. Schön ist vieles oder nichts, wenn man’s nicht kennt, und so wird ELFENBEIN gewählt in Eimern, nur das Bier wird nicht reichen.

Die olle Tapete soll runter, der Gilb, der dünne Trinker weicht sie ein und der Schlichte fuhrwerkt mit dem Spachtel über die Wand, schleudert schmoddrig stinkendes Papier durch das Zimmer und gegen den Kopf des Dicken. Es kommt zu einer Kabbelei auf dem Boden zwischen Farbeimern und aufgeweichter Tapete, aus welcher der schwere Trinker auf Grund seiner enormen Leibesfülle als Sieger herauskriecht, keuchend zwar, „aber immerhin”, sagt der Dünne und holt sich aus dem Kühlschrank eine Scheibe Käse.

Elfenbein: eine gute Wahl, eine Kerze wird angezündet, eine Serviette auf dem Tisch, Beine ausgestreckt. Hitzewellen erobern den Raum, der lethargisch daliegt in seiner Pracht, in den Schläfen der Trinker hat alles Pulsieren ein Ende. Vor dem Fenster bricht der Asphalt auf dem Parkplatz und aus den Wunden wuchert Löwenzahn, den schnöden Ort verzaubernd. Warten, man kann nichts erzwingen, es muss geschehen, so oder so.

Der schlichte Trinker greift zum Spachtel und öffnet sich das letzte Bier, während auf der anderen Seite der Balkontür ein Regen hernieder geht und gleichzeitig verzweifelte Sonnenstrahlen dünnen Fingern gleich die scheußliche Landschaft abtasten und die Köpfe auf dem Parkplatz zum Leuchten bringen. Später dann wird der schwere Trinker noch mal losgehen nach Bieren und im Ende liegen sie da, verwelktes Geschlecht, verdorrt in Boden und abgrundtiefer Einsamkeit und röcheln im Schlaf. Die Muschi tänzelt über Autodächer.

(2006. aber ich glaube, dieser wird wieder so ein Sommer.)