ten to one


es ist nicht so sehr etwas, was fehlt, als etwas, was nicht gefunden wurde.

vielleicht etwas, was nicht erinnert wird.

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(Jeanette Winterson: Kunst und Lügen)

Liebes,

seit Tagen bist du fern. nicht nur, dass ich nicht dein Auge schauen darf.. keine Nachricht, kein Zeichen deiner Anwesenheit weder im Irgend- noch im Nirgendwo. geh von mir, aber verlass mich nicht. sprich mit mir, doch wähle keine Worte.

ich frage nicht, wo du bist, werde es nie tun. glaube zu wissen.

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Verschwundensein. der durch nichts zu übertreffende Reiz und Kitzel des Versinkens. wir kennen uns schon lange und können uns kaum beim Namen nennen.  tiefe, immer währende Präsenz in der Abwesenheit. das ist meine Liebe.

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erinnere mich!

Liebes,

das Beginnen fällt schwer. ein Gedanke tat sich auf, eine Erinnerung.

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der frühe Schmerz wird geboren aus Angst.

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meine Welt ist ein Käfig, den ich zu meiner Sicherheit bewohne. anfangs Gefängnis ist er mir nun Asyl. auf der anderen Seite der Stäbe finden die normalen Leben statt, die inneren und äußeren. bisweilen vermischen sie sich, wie an jenem Abend als ein Blitz in das Zimmer fährt. die gleißende Helle reißt mich aus dem Schlaf. danach beginnt das Schreien im Zimmer, nur ich bleibe stumm. mit den Händen die Stäbe umklammernd schaue ich in die Schwärze, die dem Blitz folgt. ein dunkles Loch, das sich auftut und von innen nach außen alles Sichtbare verschluckt. ich fühle blind. ich werde es bleiben.

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erinnere mich!